Praxiserfahrung sammeln bei ZB MED
Am 1. September startete für drei Studierende ihr Praktikum bei ZB MED. Sie absolvieren an der Technischen Hochschule Köln den Bachelor-Studiengang Bibliothek und digitale Kommunikation. Der Studiengang vermittelt passgenaue Kompetenzen, um in einer modernen Bibliotheks- und Informationslandschaft innovative Dienstleistungen kundenorientiert zu entwickeln. Praxisorientierung wird dabei groß geschrieben. Das fünfte Semester besteht aus einem 20-wöchigen Praxismodul in einer Bibliothek oder einer anderen Informationseinrichtung. In dieser Zeit bearbeiten die Studierenden eigenständig spezifische Projekte. Bei ZB MED waren die drei Praktikant:innen in den Programmbereichen Informationsversorgung – Entwicklung und –Dienste im Einsatz.
Lilian Breuer

Moderne Logistiklösungen für Print-Archivierungen
„Mein Projekt entstand im Zusammenhang mit dem Aufbau des neuen Magazinstandortes in Königswinter. Das Projekt fokussierte sich auf Logistiklösungen im Hinblick auf Lückenergänzungen. Es gelingt ZB MED regelmäßig, Lücken im Bestand zu schließen. Für diese Zuwächse ist jedoch zunächst kein Platz in der Aufstellung vorgesehen. Die Schwerpunkte meines Projektes lagen darin, verschiedene Möglichkeiten der modernen Bibliothekslogistik zu recherchieren: technische Voraussetzungen für die Umsetzung, Vor- und Nachteile, Aufwände und entsprechende Praxisbeispiele.
Ich legte den Fokus auf bereits eingesetzte technische Archivlösungen in der Praxis, darunter die Roboter NAO der Stadtbibliothek Köln, „Pixi Pepper“ der Zentralbibliothek Düsseldorf und „Tory“ der UB Dortmund, die Drohne „UJI Aerial Librarian Robot”, RFID-Lesegeräte auf Schienen in der Kunstbibliothek Sitterwerk, der Einsatz eines Smart Shelf und Barcodes in der Magazinverwaltung des Historischen Archivs der Stadt Köln. Innerhalb des Projektes erhielt ich die spannenden Möglichkeiten, den Standort Königswinter und das Historische Archiv der Stadt Köln zu besuchen. Zudem stand ich in Kontakt mit verschiedenen Kolleg:innen und Bibliotheken und dokumentierte den Workflow zum Umgang mit Lückenergänzungen am Standort Köln und Bonn.
Das Praktikum bei ZB MED hat mir großen Spaß gemacht. Zum einen durfte ich mit sehr freundlichen Kolleg:innen zusammenarbeiten. Zum anderen konnte ich ganz selbstständig und frei arbeiten und Verantwortung innerhalb des Projektes übernehmen.“
Anika Droste

Identifizierung gefährdeter Schriften bei ZB MED und Ermittlung geeigneter Erhaltungs- und Fördermöglichkeiten
„Schon vor dem Praxissemester war ZB MED mir durch verschiedene Dozierende an der TH Köln ein Begriff. Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Möglichkeit bekommen habe, hier mein Praxissemester zu absolvieren.
Das Ziel meines Projekts war die Identifizierung gefährdeter Schriften bei ZB MED und die Ermittlung geeigneter Erhaltungs- und Fördermöglichkeiten. Dabei bestanden meine Aufgaben unter anderem in der Schadenserfassung von Schriften, die in ihrer Substanz akut gefährdet sind, der Beschreibung der Bedeutung dieser Schriften, der Priorisierung nach Ausmaß der Beschädigung sowie der Prüfung von geeigneten Fördermöglichkeiten durch Drittmittel.
Hauptsächlich beschäftigte ich mich mit den Beständen der „Sammlung Hoffmann“, für die ich vor allem Bestandslisten und Zustandsbeschreibungen erstellte. Dr. Erich Hoffmann entdeckte 1905 zusammen mit Fritz Schaudinn den Syphilis-Erreger. Seine Literatursammlung ging nach seinem Tod im Jahr 1959 als Dauerleihgabe in den Besitz von ZB MED. Sie enthält medizinische Lehrbücher und Zeitschriften mit handschriftlichen Kommentaren und Anmerkungen von Hoffmann. Im Verlauf des Projekts kam noch eine agrarwissenschaftliche Sammlung hinzu, die ebenfalls einige unikale Bestände enthält und vor dem Papierzerfall bewahrt werden soll.
Das Problem des sauren Papiers und des Zerfalls, der unweigerlich folgt, kann nur durch eine Entsäuerung gelöst werden. Dabei wird die Säure im Papier neutralisiert und eine sogenannte alkalische Reserve eingebracht, die den Zerfall des Papiers etwa um ein Drittel verlangsamt. Ein Aspekt meines Praktikums bestand darin, die Möglichkeiten von finanzieller Unterstützung bei der Entsäuerung zu recherchieren. Mit meinem Projekt konnte ich dazu beitragen, dass ZB MED in Kürze einen Förderantrag bei der Koordinierungsstelle zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts (KEK) stellen wird.
Da die Sammlung Hoffmann viele Notizzettel und Briefe enthält, wurden säurefreie Archivumschläge, Archivmappen und Archivkartons bestellt, um diese zu erhalten und langfristig aufzubewahren.
Die Umschläge, in die die Blätter eingelegt werden, werden vorher mit einem weichen Bleistift mit der jeweiligen Signatur gekennzeichnet. Dabei wurde eine Liste der enthaltenen Notizen und der Korrespondenz erstellt. Diese ist noch nicht vollständig und beschreibt den Inhalt nicht immer ausreichend; eine detaillierte Erfassung war mir aufgrund der Handschrift und der unbekannten Terminologie an vielen Stellen nicht möglich. Die Liste liegt im Magazin aus und kann bei Interesse eingesehen werden.
Nach meinem Praktikum habe ich eine Stelle als studentische Mitarbeiterin bei ZB MED angetreten und begleite so mein Projekt weiterhin. Momentan beschäftige ich mich dabei mit der Trockenreinigung der Bestände, um sie auf die Entsäuerung vorzubereiten. Dafür werden mit Zeichenbesen oder weichen Kautschukschwämmen Verschmutzungen und Staub von den Oberflächen und Seiten entfernt und eventuelle Metallteile wie Büroklammern durch geeignetere Materialien ersetzt.“
Michael Jürgen Sameiske

Statistikerfassung mit Alma Analytics
„In meinem Praktikum bei ZB MED habe ich Statistikerfassungen für physische Medien und Online-Ressourcen der Zeitschriftenabteilung bearbeitet. Ganz konkret ging es dabei um Fragen der deutschen Bibliotheksstatistik (DBS) und wie diese unter Zuhilfenahme des neuen Bibliotheksmanagementsystems und der daran angeschlossenen Statistik-Datenbank Alma Analytics beantwortet werden können.
Das Ziel: zukünftige Arbeitsprozesse zu vereinfachen und einen sich wiederholbaren Arbeitsprozess zu erarbeiten. Begonnen habe ich damit, in einem einfachen Verfahren Schritt für Schritt zu schauen, wie die richtigen Medien sich mit unterschiedlichen Suchparametern erschließen lassen. Ein Beispiel hierfür ist die DBS-Frage 122: „Anzahl (Abonnements) im Berichtsjahr laufend gehaltener nicht-elektronischer Zeitschriften und Zeitungen“. Über Alma habe ich eine Lösung gefunden, wie diese Abonnements zu ermitteln sind. Hierfür reicht eine einfache Suche über die allgemeine Suchmaske von Alma mit dem Parameter „Selektionszeichen IZ“ und dem gewünschten Berichtsjahr.
Zur Ermittlung komplizierter Suchanfragen muss mit der Alma Analytics Maske gearbeitet werden. Zum Beispiel die DBS-Frage 21: „Bücher (einschl. Dissertationen), Zeitschriften und Zeitungen nach Buchbindereinheiten insgesamt – Ausgaben“. Wie sich herausgestellt hat, ist die Gestaltung der Suchanfrage von Bibliothek zu Bibliothek unterschiedlich. Einfache Anfragen nach Ausgaben sind nicht möglich. Mithilfe boolescher Suchoperatoren mussten komplexe Suchanfragen erstellt werden, die Kreativität und ein Verständnis der Bibliothekssoftware verlangten. Ich habe für die Erschließung dieser Parameter Tabellen angelegt, die die Fragen auch für die spätere Nutzung beantworten.
In meinem Praktikum habe ich einen ausführlichen Eindruck von ZB MED erhalten und große Teile des Kollegiums kennengelernt. Da das Praktikum mir viel Spaß bereitet hat und ich gut aufgenommen wurde, habe ich mich darüber gefreut, danach eine Stelle als studentische Hilfskraft anzutreten.“