Seit 20 Jahren auf dem Goldenen Weg: German Medical Science

Das Open-Access-Portal German Medical Science zelebrierte sein Jubiläum am 14. Dezember mit einem Symposium zum wissenschaftlichen Schreiben mit KI und ChatGPT. Die Vorträge gingen der Frage nach, warum uns AI zu natürlicher Intelligenz zwingt, warfen einen Blick auf die rechtliche Seite von generativer KI oder gaben Praxistipps für die Literaturrecherche mit KI-Tools. Die abschließende Präsentation demonstrierte das brandneue ChatGMS – mit einem Satire-Beitrag. Bevor bei einem Sektempfang gefeiert wurde, ließ Prof. Dr. Ursula Arning, bei ZB MED verantwortlich für Open Science, 20 Jahre GMS Revue passieren.
Vision und Gründung von GMS
German Medical Science – kurz GMS – ist ein Pionier des Open-Access-Publizierens. Bereits 2003, dem Jahr der Berliner Erklärung zu Open Access, erkannte ZB MED als Zentrale Fachbibliothek die Notwendigkeit, Chance und Herausforderung, Informationsversorgung nicht nur im Print wahrzunehmen, sondern auch elektronisch und Open Access bereit zu stellen. Auch wenn der Aufbau einer Publikationsplattform viele Ressourcen in Anspruch nimmt, verstand man damals schon, dass dadurch nicht nur eine Publikationsmöglichkeit geschaffen wird, sondern auch der digitale Content der Bibliothek weiter und kostenfrei aufgebaut wird. ZB MED übernahm dadurch eine Doppelrolle: Zum einen blieb die Bibliothek weiterhin Informationsversorger, zum anderen ermöglichte sie es den Forschenden der lebenswissenschaftlichen Disziplinen, ihre Forschungserkenntnisse direkt im Open Access zu publizieren.
Der Zusammenschluss von ZB MED mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und dem damaligen Deutschen Institut für Dokumentation und Information (DIMDI) – inzwischen aufgegangen im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) – sowie die Förderungen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) machten den Aufbau des interdisziplinären Publikationsportals German Medical Science (GMS) möglich.
Qualitätssicherung und Open-Access-Prinzipien
Die enge Zusammenarbeit mit den Herausgebenden sicherte von Beginn an die wissenschaftsgeleitete Ausrichtung der Plattform. Die Einhaltung der Open-Access-Prinzipien – weltweiter freier Zugang, Verbleib der Nutzungsrechte bei den Autor:innen und die Qualitätssicherung durch einen Peer-Review-Prozess – war die selbstverständliche Voraussetzung.
Seit 2003 publiziert GMS 15 regelmäßig erscheinende Zeitschriften und jährlich über 30 Kongresse mit den dazugehörigen Abstracts. Die drei Zeitschriften GMS Hygiene and Infection Control, GMS Interdisciplinary Plastic and Reconstructive Surgery DGPW und GMS Journal for Medical Education haben pünktlich zum Jubiläum einen Journal Impact Factor bekommen. Andere sind in Scopus sowie weiteren einschlägigen Datenbanken geführt. Alle sind im Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelistet und dort teilweise auch mit einem DOAJ Seal für gute Open-Access-Publikationspraxis ausgezeichnet.
GMS war von Anfang an komplett Gold Open Access, überwiegend sogar Diamond – auch wenn es den Begriff damals noch gar nicht gab. Diamond bedeutet für GMS, dass die Kosten für die Publikationen von den drei Einrichtungen sowie den Fachgesellschaften getragen werden, die hinter den jeweiligen Journalen stehen und nicht von den Publizierenden. Nur einzelne der Fachgesellschaften erheben von den Auto:innen Publikationsgebühren.
Erweiterung und Entwicklung
Im Jahr 2015 wurde das GMS-Publikationsportal, bis dato ausschließlich auf die Medizin ausgerichtet, auch für lebenswissenschaftliche Forschung und weitere Publikationsformate im Rahmen der PUBLISSO – Publikationsplattform Gold geöffnet. Dort können nun sogenannte Living Handbooks veröffentlicht werden: wissenschaftliche Handbücher, die sukzessive kapitelweise, jeweils mit einem eigenen Persistenten Identifier (DOI), veröffentlicht werden. Auch ist es möglich, die zugehörigen Forschungsdaten im ZB MED-eigenen PUBLISSO – Fachrepositorium Lebenswissenschaften abzulegen und diese mit der Textpublikation zu verlinken, so dass beide Veröffentlichungen aufeinander verweisen und so zu einer größeren Sichtbarkeit beitragen.
2019 wurden die Publikationstypen bei der PUBLISSO – Publikationsplattform Gold auf Schriftenreihen erweitert. Mit The MAK Collection for Occupational Health and Safety (MAK Collection) wird der Gedanke des scholar-led Publishing bei PUBLISSO noch enger geführt. Die Plattform wird durch gemeinsame Planung und stete Absprachen entsprechend den spezifischen Anforderungen der Herausgeber:innen weiterentwickelt. Diese Entwicklungen kommen der gesamten Plattform im Sinne von Open Source zu Gute. Für die MAK Collection wurden beispielsweise klar definierte Formatvorlagen entwickelt, um neue Publikationswege von Word über XML in PDF und HTLM zu ermöglichen. Dies dient sowohl der Vermeidung von Fehlern bei der Formatumwandlung von HTML zu PDF als auch dem maschinenlesbaren Publizieren. Zudem erlaubt es Text- und Datamining. Dabei entsprechen die Publikationen den gesetzlich verpflichtenden Regeln für Barrierefreiheit.
Ausblick in die Zukunft von GMS
Wie beeinflusst nun aber KI den wissenschaftlichen Publikationsprozess? Beim Open Science Festival organisierte GMS einen Workshop über Standards der Qualitätssicherung für Open Access. Die Ergebnisse, die im Austausch mit Expert:innen entstanden sind, fließen in den weiteren Ausbau der Plattform ein. Sie wurden im PUBLISSO – Fachrepositorium Lebenswissenschaften veröffentlicht.
Die Herausgebenden, die sich am Folgetag der Jubiläumsfeier trafen, diskutierten ebenfalls die Anforderungen an eine Publikationsplattform, formulierten den aktuellen Bedarf und auch die Herausforderungen z.B. beim Review- und Rechercheprozess. Eins war völlig unstrittig: das klare Bekenntnis zu Open Access und dem Diamond-Publikationsmodell von GMS.