Basisdienste für nachhaltige Forschungsdateninfrastrukturen
Base4NFDI im Bereich Wissensmanagement

Lösungen für das Thema Forschungsdaten in seiner gesamten Komplexität bereitzustellen – das ist die Aufgabe der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Dazu zählen auch die notwendigen Werkzeuge, Services, Schulungen und Infrastrukturen, um Forschende aller Disziplinen zu befähigen, Forschungsdaten nach den FAIR-Prinzipien zu gestalten. Die verschiedenen fachlichen Konsortien sehen sich dabei oft ähnlichen Herausforderungen gegenüber, die mit vergleichbaren Lösungen adressiert werden könnten.
Daher wurde die Initiative Base4NFDI als Querschnittsprojekt innerhalb der NFDI ins Leben gerufen, um Basisdienste bereitzustellen. So werden parallele Entwicklungen vermieden und möglichst zentrale Lösungen geschaffen, die angepasst werden können für die verschiedenen wissenschaftlichen Communitys und Bedarfe. Die Konsortien können sich ganz auf ihre fachspezifischen Herausforderungen konzentrieren und sind von technischen, organisatorischen und methodischen Diensten entlastet.
Der Begriff Basisdienst umfasst unter anderem IT-Ressourcen, Supportinfrastruktur wie Helpdesks, Workflows und Training sowie die Bereitstellung und Entwicklung von Software. Die Dienste sollen für alle NFDI-Konsortien einen Mehrwert bieten, auf bestehenden Lösungen aufbauen und nachhaltig sowie skalierbar sein. Darüber hinaus leisten Basisdienste einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung internationaler Infrastrukturen wie der European Open Science Cloud (EOSC).

Wie ist ZB MED in Base4NFDI eingebunden?
ZB MED bringt seine langjährige Expertise als Infrastrukturdienstleister und als Partner in vier Fachkonsortien direkt in den Base4NFDI-Verbund ein. Gemeinsam mit DESY und der Staatsbibliothek zu Berlin übernimmt ZB MED zentrale Aufgaben in der Task Area 3 Service Coherence Processes and Monitoring. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau eines Bewertungsframeworks für die Basisdienste. Dazu gehören die Entwicklung kohärenter Antrags-, Entscheidungs- und Auswahlprozesse, die Fortschrittsmessung der Basisdienstkandidaten sowie die Qualitätssicherung der Basisdienstanträge. Zudem unterstützt ZB MED mit den Section Liaison Officers die fächerübergreifenden Sektionen der NFDI, koordiniert sektionsübergreifende Diskussionen und berät Antragstellende bei der Entwicklung neuer Basisdienste.
Organisatorisch sind diese Aktivitäten bei ZB MED im Bereich Wissensmanagement beheimatet.
Dr. Sandra Zänkert ist Section Liaison Officer im Base4NFDI-Verbund. Ihre Aufgabe besteht darin, die Sektionen der NFDI zu unterstützen, in denen fächerübergreifende Themen diskutiert werden. Hierzu zählen vor allem Aktivitäten zu möglichen Basisdiensten von der Koordination sektionsübergreifender Diskussionen bis hin zur Beratung während der Antragstellung.
Im Videopodcast ZB MED NACHGEFRAGT berichtet Dr. Sandra Zänkert ausführlich über die Arbeit von Base4NFDI.
Welche Basisdienste werden derzeit entwickelt?
Insgesamt wurden in bisher sechs Förderrunden acht Anträge für Basisdienste bewilligt. ZB MED ist selbst an fünf davon beteiligt und trägt so aktiv zur Weiterentwicklung der übergreifenden Nationalen Forschungsdateninfrastruktur bei. Als etablierter Anbieter von Servicedienstleistungen für die Wissenschaft bindet ZB MED diese Dienste natürlich auch selbst in seine Angebote ein und verbreitet sie über die NFDI hinaus in der lebenswissenschaftlichen Community.
Die einzelnen Dienste sind in unterschiedlichen Bereichen angesiedelt:
- TS4NFDI vereinfacht und harmonisiert den Zugriff auf diverse Terminologiedienste. Dieser Basisdienst ist im Bereich Wissensmanagement zu Hause. Zum Bericht.
- DMP4NFDI unterstützt Forschende bei der Erstellung von Datenmanagementplänen. Der Bereich Open Science ist hierfür zuständig. Zum Bericht.
- KGI4NFDI unterstützt die Nutzung von Knowledge Graphs zur besseren Datenvernetzung. Der Dienst wird im Bereich Data Science and Services aufgebaut. Zum Bericht.
- nfdi.software verbessert die Auffindbarkeit von Forschungssoftware. Diese Aufgabe liegt im Bereich Informationsversorgung – Entwicklung. Zum Bericht.
- RDMTraining4NFDI stellt Weiterbildungsangebote im Bereich Forschungsdatenmanagement bereit. Auch dieser Dienst entsteht im Bereich Data Science and Services. Zum Bericht.
Darüber hinaus befinden sich diese Dienste ohne ZB MED-Beteiligung in der Entwicklung:
- IAM4NFDI – Identity & Access Management
- PID4NFDI – Persistent Identifier Services
- Jupyter4NFDI – A central JupyterHub
Ausblick: Zukunftsperspektiven der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit Base4NFDI eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Optimierung der Forschungsdateninfrastruktur. Durch die enge Vernetzung von Wissenschaft, Infrastrukturbetreibern und Serviceanbietern entstehen Lösungen, die sich gezielt an den Bedürfnissen der Nutzenden orientieren. Dies umfasst insbesondere jene, die in den Konsortien Infrastrukturen für Forschende aufbauen und anpassen. Langfristig wird dies den offenen und effizienten Umgang mit Forschungsdaten sowohl lokal als auch regional und deutschlandweit fördern.
Terminologie-Services für bessere Verständlichkeit von Forschungsdaten
Was ist eine Terminologie?
Kurz gesagt: die Gesamtheit aller Fachwörter – also Termini – eines Fachgebiets, deren Bedeutung durch exakte Definitionen festgelegt wird. Hierarchisch organisierte Terminologien nennt man Thesaurus. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Medical Subject Headings für die Biomedizin. Nach formalen semantischen Konzepten aufgebaute Terminologien werden als Ontologien bezeichnet.
Wo kommen Terminologien zum Einsatz?
Ein bekanntes Beispiel für eine Terminologie ist die International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems – kurz ICD –, die weltweit von Ärzt:innen, Krankenhäusern und Versicherungen zur einheitlichen Kodierung von Diagnosen verwendet wird. In der Forschung bilden Terminologien die Grundlage für FAIRe Metadaten. Sie ermöglichen präzise fachsprachliche Kommunikation durch einheitliche Vokabulare mit eindeutigen Identifikatoren. Die Verwendung von Terminologien verbessert die Genauigkeit, Qualität und Wiederverwendbarkeit von Forschungsdaten und ermöglicht die automatisierte Kategorisierung und den Vergleich digitaler Inhalte. Damit Forschungsdaten über Fachgrenzen hinweg verstanden und genutzt werden können, braucht es also die Möglichkeit, standardisierte Fachvokabulare einfach nutzbar zu machen.
Der Basisdienst TS4NFDI
TS4NFDI steht für Terminology Services 4 NFDI. Der Dienst stellt Lösungen bereit, um Fachbegriffe und Standards zu sammeln und zu verknüpfen, damit Forschende sie effizient (nach-)nutzen können. TS4NFDI bietet hierfür Werkzeuge zur Verwaltung, Harmonisierung und Vernetzung von Terminologien – von einer zentralen, harmonisierten Schnittstelle (API), die Zugriff auf mehrere Terminologie-Repositorien bietet, bis hin zur Terminology Service Suite, die Widgets bereitstellt. Diese interaktiven Webkomponenten können direkt in verschiedenste Webanwendungen integriert werden und vereinfachen so beispielsweise die Suche nach Forschungsdaten in Suchmaschinen bzw. Datenrepositorien oder das Annotieren von Forschungsdaten.

Die Initialisierungsphase hat der Dienst im Februar 2025 erfolgreich abgeschlossen und startet in die Integrationsphase. Hierfür ist geplant, das Servicedesign der einzelnen Komponenten zu konsolidieren und zu erweitern, ein Service-Portal zu implementieren und den Basisdienst IAM4NFDI für personalisierte Zugriffe zu integrieren. Zudem beginnen Inkubationsprojekte, Community-Trainings und Monitoring-Analysen. Das Servicedesign wird um einen NFDI-weiten Dienst zur Erstellung und Bereitstellung von Terminologiemappings erweitert.